Das Gesicht des Hermannsdenkmals ist gewaltig: Es erstreckt sich über 5 Meter in der Höhe, mit einem Mund von 1 Meter Breite und einer Nase, die 60 Zentimeter weit hervorragt. Hoch oben, in schwindelerregender Höhe, blickt Hermann seit über 150 Jahren über das Land. Über die Jahrzehnte hinweg erzählten Detmolder Anekdotenerzähler zahlreiche Geschichten rund um das Denkmal. Eine davon dreht sich um ein unglaubliches Ereignis, das sich an genau dieser markanten Nase abgespielt haben soll…
Seit vielen Jahren hält sich in Detmold eine Erzählung, nach der einst eine Person aus einem der Nasenlöcher des Hermannsdenkmals gestürzt sein soll. Früher war es tatsächlich möglich, im Inneren des Hermannsdenkmals herumzuklettern – bis hinauf zum Schwertknauf. Wer Glück (oder Mut) hatte, konnte sogar einen Blick durch Hermanns Augen in die Ferne werfen. Ich selbst habe diese Story zum ersten Mal als Schüler gehört – und ohne großes Hinterfragen geglaubt. Schließlich wird diese Story gelegentlich als Begründung dafür genannt, warum der Zugang zum Inneren des Denkmals heute nicht mehr möglich ist.
Das Hermannsdenkmal, das zwischen 1838 und 1875 errichtet wurde, besitzt eine begehbare Innentreppe, die früher zu einer Aussichtsplattform im Kopf der Statue führte. Besucher sollen damals die Möglichkeit gehabt haben, durch kleine Öffnungen – etwa die Augen oder Mundpartien – nach draußen zu blicken. Der Legende nach soll sich ein Besucher besonders weit hinausgelehnt oder möglicherweise den Halt verloren haben, wodurch er aus dem Denkmal gestürzt sei. Daraufhin, so wird behauptet, sei der Zugang für die Öffentlichkeit gesperrt worden, um weitere Unfälle zu verhindern.
Diese Geschichte klingt natürlich spannend, hat aber mit der Realität wenig zu tun. Die Nasenlöcher des Hermannsdenkmals sind nur wenige Zentimeter groß – viel zu klein, als dass ein Mensch hindurchpassen könnte, selbst mit gutem Willen. Zudem gibt es keine bekannten historischen Berichte über einen solchen Vorfall. Das Innere der Statue ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich, und der Zugang wurde aus anderen Gründen eingeschränkt.
Die Geschichte bleibt somit eine Legende, die sich über die Jahre gehalten hat, aber keine faktische Grundlage besitzt.