Das Hermannsdenkmal bei Detmold ist nicht nur ein historisches Symbol, sondern auch ein bemerkenswertes Bauwerk, dessen Materialwahl sowohl praktische als auch ästhetische Gründe hatte. Die Kombination aus Sandstein, Eisen und Kupfer sorgt für Stabilität, Langlebigkeit und eine imposante Erscheinung. Doch warum wurden genau diese Materialien gewählt, und warum ist das Denkmal heute von einer grünen Patina überzogen?
Der Sockel: Sandstein aus der Region
Der gewaltige Sockel des Denkmals besteht aus roh behauenem Osning-Sandstein, der direkt aus den Steinbrüchen der Umgebung stammt. Die Wahl dieses Materials lag nahe, da es vor Ort leicht verfügbar war und sich gut bearbeiten ließ. Zudem bot Sandstein eine stabile Grundlage für die massive Figur. Da es sich um ein stark verwitterbares Material handelt, mussten im Laufe der Zeit immer wieder Restaurierungen durchgeführt werden, um den ursprünglichen Zustand des Sockels zu erhalten.
Das Gerüst: Schmiedeeisen für Stabilität
Im Inneren der Statue befindet sich ein tragendes Gerüst aus Eisen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war Eisen eine bewährte Wahl für große Konstruktionen, da es eine hohe Tragfähigkeit besitzt und relativ kostengünstig war. Das Gerüst gibt der Statue Stabilität und trägt das Gewicht der genieteten Kupferplatten, die als äußere Hülle dienen.
Die Statue: Kupfer als ideales Verkleidungsmaterial
Die eigentliche Statue des Hermanns besteht aus Kupferplatten, die auf das eiserne Gerüst montiert wurden. Kupfer wurde aus mehreren Gründen als Material gewählt:
- Leichtigkeit und Formbarkeit: Kupfer ist im Vergleich zu anderen Metallen relativ leicht, was den Transport und die Verarbeitung erleichterte. Die Platten konnten in Form gehämmert und anschließend miteinander vernietet werden.
- Korrosionsbeständigkeit: Im Gegensatz zu Eisen rostet Kupfer nicht im klassischen Sinne. Stattdessen bildet es mit der Zeit eine natürliche Schutzschicht – die sogenannte Patina oder auch Kupferrost.
- Optische Wirkung: Ursprünglich hatte die Statue eine glänzend metallische Oberfläche, die mit der Zeit durch Witterungseinflüsse verändert wurde.
Warum ist der Hermann heute grün?
Die grüne Farbe der Statue ist das Ergebnis eines natürlichen chemischen Prozesses. Wenn Kupfer über Jahre der Witterung ausgesetzt ist, reagiert es mit Sauerstoff, Kohlendioxid, Wasser und Schwefelverbindungen aus der Luft. Dadurch bildet sich eine schützende Patina, die hauptsächlich aus basischem Kupfercarbonat sowie, in geringerem Maße, aus Kupfersulfaten und Kupferchloriden besteht. Diese Schicht schützt das darunterliegende Metall effektiv vor weiterer Korrosion und sorgt dafür, dass das Denkmal auch nach über 100 Jahren noch erhalten ist. Interessanterweise war die Statue bei ihrer Fertigstellung noch kupferfarben. Die typische grüne Patina entwickelte sich erst im Laufe der Jahrzehnte durch Regen, Wind, Luftverschmutzung und Meeresnähe. Heute ist die grüne Oberfläche ein charakteristisches Merkmal vieler alter Kupferbauwerke, wie auch der Freiheitsstatue in New York oder den Dächern historischer Gebäude.
Fazit
Beim Bau des Hermannsdenkmals wurde wirklich nichts dem Zufall überlassen. Die Materialien sollten nicht nur gut aussehen, sondern auch lange halten und stabil sein. Sandstein bildet den massiven Sockel, Eisen sorgt innen für die nötige Stabilität und außen schützt eine Verkleidung aus Kupfer. Diese Kombination hat dem Denkmal bis heute – also seit fast 150 Jahren – seinen Platz gesichert. Und die grüne Farbe? Die ist kein Zeichen von Altersschwäche oder Vernachlässigung, sondern ein natürlicher Schutzmantel, der dem Hermannsdenkmal sein unverwechselbares Aussehen verleiht.